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220910

(1999) Entdecken und Verraten, Weimar, Böhlaus Nachfolger.

Der "Tod Gottes" als Selbstopfer des triumphalen menschlichen Geistes

Dietmar Kamper

pp. 225-231

Man soll, schreibt Blanchot, bei Nietzsche immer das (oder doch ein) Gegenteil zu dem Gedanken suchen, den man gut findet. Auch dieses Gegenteil werde man gut finden. — So möchte ich zu den Fragmenten, die dem Unternehmen einer neuerlichen Ausfahrt mit dem Titel »Entdecken und Verraten« bei der Tagung zum Thema »Ewige Wiederkehr« den nötigen Tiefgang geben, nämlich Fragment 125 und 341 der »Fröhlichen Wissenschaft«, zwei weitere Fragmente beisteuern, die das Schiff ohne übermäßige Anstrengung auf Kiellinie halten könnten, nämlich Fragment 55 und 56 aus »Jenseits von Gut und Böse«. Das ergibt zusammen ein Karree aus verspannten Gedanken, die auch über Kreuz gegenläufig sind. Zunächst anhand der »Fröhlichen Wissenschaft«, Fragment 125: »Der tolle Mensch« handelt von einem nach wie vor unerhörten Ereignis, dessen Gewalt zunächst nur an seinen Schatten und in seinen Echos ermessen werden kann; Fragment 341 heißt geradezu: »Das größte Schwergewicht« und nennt den Gedanken der Ewigen Wiederkehr »zermalmend«. Die Fragmente aus »Jenseits von Gut und Böse« handeln (Nr. 55) von einem merkwürdigen »Mysterium der letzten Grausamkeit« und (Nr. 56) von einem »Circulus vitiosus deus«, demzufolge auch tote Götter mächtig sind. Für die Interpretation dieser Fragmente, die direkt und diagonal mit den beiden zuerst genannten verbunden sind, nehme ich die Hilfe von Georges Bataille und Pierre Klossowski in Anspruch, derart einen »Nietzsche aus Frankreich« auch in Weimar zu Gehör bringend.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-03269-0_16

Full citation:

Kamper, D. (1999)., Der "Tod Gottes" als Selbstopfer des triumphalen menschlichen Geistes, in A. Schirmer (Hrsg.), Entdecken und Verraten, Weimar, Böhlaus Nachfolger, pp. 225-231.

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