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220223

(2016) Alfred Andersch, Stuttgart, Metzler.

Alfred Andersch – Literatur, das Politische betreffend

Klaus R. Scherpe

pp. 60-72

Ein Rückblick auf Alfred Anderschs literarische Hinterlassenschaften könnte helfen, das Politische der Literatur als das Andere der Politik zu begreifen.1 In unserer Zeit der vermischten Verhältnisse in Kultur, Wissenschaft und Politik haben adversative Konstruktionen wie die einer U- und E-Literatur, ebenso die deklamatorische Gegenüberstellung von autonomer und engagierter Literatur keine Orientierungskraft mehr. Mit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und erst recht nach der Wendezeit der 1990er Jahre beginnt eine Zeit der Revision und Reflexion der Institution Literatur. Zu beobachten ist eine Reorganisation der literarischen Tätigkeit im Wettbewerb um öffentliche Aufmerksamkeit, eine literarische Produktivität, die sich zu behaupten weiß mit dem, was sie zu sagen hat, auch und gerade dann, wenn sie den Anspruch hat, politisch zu sprechen. Diese Revision in eigener Sache, so die hier vertretene These, findet sich in Anderschs Texten vorgezeichnet, persönlich und gesellschaftlich bedingt und eingeschränkt, aber doch vielsagend in dem bei diesem Autor stets aktuellen Bemühen eines »re-writing der kleinen Kultur-Nachrichten«2, die aus dem Unmaß an Informationen punktuell und strukturell komponiert, »verwertet und verwortet« (Arno Schmidt) werden. So könnte das Politische als ein mit der Literatur mögliches Denken und Schreiben erschlossen werden: öffentlich und gemeinschaftlich zu wirken und dies zugleich in eigener Sache.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-05482-1_2

Full citation:

Scherpe, K. R. (2016)., Alfred Andersch – Literatur, das Politische betreffend, in N. Ächtler (Hrsg.), Alfred Andersch, Stuttgart, Metzler, pp. 60-72.

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