Andrew J. Mitchell: Heidegger unter Bildhauern. Körper, Raum und die Kunst des Wohnens

Heidegger unter Bildhauern. Körper, Raum und die Kunst des Wohnens Book Cover Heidegger unter Bildhauern. Körper, Raum und die Kunst des Wohnens
Heidegger Forum 15
Andrew J. Mitchell. Aus dem Englischen von Peter Trawny
Klostermann
2018
Paperback 24,80 €
150

Reviewed by: Giovanna Caruso (University of Koblenz-Landau)

Die Rolle des Raumes, der bislang in Heideggers Denken neben jener der Zeit bzw. der Zeitlichkeit kaum wahrgenommen wurde, ist in den letzten Jahren immer häufiger in den Fokus der Forschung gerückt worden. Es wird dabei betont, dass vor allem die kleinen Schriften über die Kunst, die im Laufe der 1960er Jahre anlässlich von Heideggers Begegnung mit einigen zeitgenössischen Künstlern entstanden sind, von einem starken Interesse Heideggers am Phänomen des Raumes zeugen. Denn diesen Texten lässt sich eine Raumauffassung entnehmen, die im Vergleich zur Räumlichkeit des Daseins in Sein und Zeit oder auch zur Konzeption des Raumes als Wohnen in den 1940er und 1950er Jahren neue Verhältnisse zwischen Raum und Zeit, Raum und Dasein, Raum und Körper und nicht zuletzt zwischen Raum und Welt entstehen lässt. In diesem Forschungskontext, der der Spur des späten Heidegger auf der Suche nach seiner revidierten Raumauffassung folgt, verortet sich auch Andrew J. Mitchells Heidegger unter Bildhauern. Körper, Raum und die Kunst des Wohnens. Wie der Titel bereits verrät, stellt Mitchell Heideggers Konzeption des Raumes in seinem Verhältnis zum Körper und zur Kunst – insbesondere zur plastischen Kunst – dar. Zu diesem Zweck untersucht und interpretiert er in Anlehnung an Heideggers Denken die Werke der Bildhauer Ernst Barlach, Bernhard Heiliger und Eduardo Chillida, denen er jeweils ein Kapitel widmet.

Der erste Satz des Buches fasst implizit seinen Ausgangspunkt und sein Ziel zusammen: „Die Bildhauerei lehrt uns, was es heißt, in der Welt zu sein.“ (9) Eine fragwürdige, sehr allgemeine und sogar tendenziöse Annahme – könnte man denken. Auch die Erklärung, die der Autor kurz darauf vorschlägt – „In dieser Welt zu sein heißt stets, einen materiellen Raum von Strahlung zu betreten.“ (9) –, bleibt erklärungsbedürftig. Wenn man aber die Ungenauigkeit dieser Annahme vorläufig akzeptiert und sich von ihr durch den Text leiten lässt, wird im Laufe der Lektüre verständlich, dass dieser vermeintlich unverständliche Ansatz das Programm des gesamten Werkes Mitchells zum Ausdruck bringt. Denn dem Schlüsselbegriff ‚Grenze‘ folgend, will der Autor in seinem Buch zeigen, dass Heidegger durch eine Auseinandersetzung mit der Bildhauerei eine Raumkonzeption entwickelt, auf Basis derer der Unterschied zwischen Raum und Kunst aufgehoben wird. Mitchell zeigt darüber hinaus, dass, indem Raum zur Kunst und Kunst zum Raum wird, Heidegger ein neues Verständnis des Verhältnisses des Daseins zu seinem Wohnend-Sein bzw. zu seinem In-der-Welt-Sein entwirft.

Um die Entwicklung und zugleich die Ergebnisse der Heideggerschen Auseinandersetzung mit dem Raum-Begriff von den 1920er bis zu den 1960er Jahren darstellen zu können, gliedert Mitchell sein Werk in fünf chronologisch aufeinanderfolgende Teile. Auf eine lange Einleitung, die von Sein und Zeit (1927) über die Kunstwerksabhandlung (1935) bis zu den späten 1960er Jahren durch die bedeutendsten Etappen das Verhältnis von Dasein, Kunst und Raum im Denken Heideggers rekonstruiert, folgen drei aufeinander aufbauende Kapiteln, die die Zusammenhänge zwischen dem Denken Heideggers und der Kunst Ernst Barlachs (1.Kapitel), Bernhard Heiligers (2. Kapitel) und Eduardo Chillidas (4. Kapitel) untersuchen. Das dritte Kapitel hingegen ist einen Exkurs über Heideggers Vortrag Die Herkunft der Kunst und die Bestimmung des Denkens. Eine Darstellung dieser Abschnitte wird im Folgenden jene Aspekte fokussieren, die Mitchel zufolge für die Entwicklung des Denkens Heideggers in Bezug auf das Verhältnis von Raum, Kunst und Mensch eine besonders wichtige Rolle spielen.

Statt den Leser in das Thema des Buches einzuführen oder einen systematischen bzw. historischen Hintergrund zur Orientierung zu umreißen, versetzt die Einleitung ihn sofort ins Zentrum der Betrachtung. Durch eine Sprache, die deutlich eine starke Beeinflussung durch Heideggers Stil erkennen lässt, gewinnt der Leser einen unmittelbaren Zugang zur Thematik des Werkes: das neue Verhältnis von Körper und Raum, das sich deutlich in den Vorträgen und kleineren Schriften Heideggers der 1960er Jahre zeigt. Schon die ersten Seiten des Werkes entwerfen eine innovative Interpretation der Entwicklung der Raumauffassung im Denken Heideggers. Denn Mitchell stellt keinen Bruch zwischen der Raumauffassung von Sein und Zeit und jener der späten 1960er Jahre fest. Er vertritt vielmehr eine Kontinuitätsthese: Die in den 1960er Jahren von Heidegger entwickelte Auffassung des Raumes und seines Verhältnisses zum Körper „schreitet“ laut Mitchell „auf einem Denkweg durch Sein und Zeit zur Abhandlung über ‚den Ursprung des Kunstwerks‘“. (10) Damit bestreitet Mitchell jedoch nicht, dass sich die Raumkonzeption Heideggers im Laufe seines Denkens deutlich verändert hat. Er plädiert aber für die These, dass Heideggers Werke der 1920er und 1930er Jahre den Kern seiner späteren Raumauffassung bereits in sich tragen. Eben diese kontinuierliche Entwicklung des Heideggerschen Raumverständnisses wird von Mitchell in der Einleitung auf kurze und prägnante Weise dargestellt. Er zeigt zuerst, dass die Auffassung des Raumes in Sein und Zeit Grenzen aufweist, die seiner Analyse zufolge dadurch entstehen, dass Heidegger die Räumlichkeit des Daseins „vom daseinsmäßigen Nutzen des Zeugs (des ‚Zuhandenen‘) her“ (13) denkt. (Vgl. 11–17) Aufgrund dessen bleibe der Raum in Sein und Zeit ausschließlich ein funktionaler Raum, dessen Existenz vom handelnden Menschen abhängig ist. (Vgl. 17) In einem zweiten Schritt zeigt Mitchell, wie Heidegger die Auffassung eines funktionalen Raumes überwindet und im Kunstwerksaufsatz eine Konzeption entwickelt, die auf einem vom Dasein unabhängigen Raum basiert. (Vgl. 17-24) Diese neue Idee eines autonomen, „anti-utilitaristischen“ (21) Raumes wird Mitchell zufolge im Kunstwerksaufsatz im Schlüsselbegriff ‚Erde‘ expliziert: „Erde nennt eine exzessive und abgründige Phänomenalität, eine Erscheinung, die auf keiner unterliegenden Substanz beruht.“ (19) Auf dieser veränderten Auffassung des Raumes, die nun von Heidegger als Erscheinung bzw. als Lichtung der Wahrheit (vgl. 21) verstanden wird, basieren Mitchell zufolge die Veränderungen in Bezug auf das Verhältnis von Körper und Raum, die sich in Heideggers Denken in den 1960er Jahren anlässlich seiner Auseinandersetzung mit den Plastiken verschiedener Künstler äußern.

Vor dem Hintergrund der dargestellten Entwicklung untersucht Mitchell im ersten Kapitel seines Buches (vgl. 31-48) den Zusammenhang zwischen dem Spätdenken Heideggers und der Kunst Ernst Barlachs. Der Begriff der Seinsverlassenheit bildet dem Autor zufolge das Bindeglied zwischen Heideggers Denken und Barlachs Kunstwerken. In diesem Zusammenhang deutet Mitchell Verlassenheit als „Weg, Sein als weder völlig präsent (es hat Seiendes verlassen) noch als völlig absent zu verstehen“ (33) und somit das Seiende als „etwas Offenes, das in die Welt ausgeschüttet ist“, (34) zu erfahren. Die stark metaphorischen, fast poetischen Züge der Sprache Mitchells beeinträchtigen bisweilen ein systematisches, eindeutiges Verständnis des Textes. Dennoch lässt sich Mitchells Interpretation der Werke Barlachs in Bezug auf Heideggers Denken erkennen: Indem die formlosen Körper-Skulpturen Barlachs ein Seiendes ohne bestimmte Grenze bzw. ein offenes, nicht abgeschlossenes Objekt verkörpern, stellen sie laut Mitchell die Spannung zwischen Präsenz und Absenz dar, die der Seinsverlassenheit eigen ist, und werden somit als Ausdruck der „Unbestimmtheit des irdischen Lebens“ (43) gedeutet. Außerdem betont Mitchell, dass eine implizite Kritik an der Welt der Technik und am Formideal des Nationalsozialismus als deren Konsequenz vorgenommen wird: „Barlachs Skulpturen sind mehr geformt als jeder Nazi-Körper es sein könnte, gerade durch ihre Weigerung, Form zu verdinglichen oder zu kristallisieren und sie von ihren sie ermöglichenden Bedingungen abzuziehen.“ (47)

Dieses Verhältnis von Raum und Körper, das die formlosen, offenen Skulpturen Barlachs bereits implizit thematisieren, wird zum Hauptthema in Heideggers Rede Bemerkungen zu Kunst-Plastik-Raum, die er 1964 anlässlich seiner Auseinandersetzung mit den Kunstwerken Bernhard Heiligers gehalten hat. Auf Basis dieses Textes zeigt Mitchell im zweiten Kapitel seines Buches (vgl. 49–72), dass Heidegger das Verhältnis von Kunst und Raum eindringlich untersucht, dass er grundlegende Fragen über die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit dem Raum für den Künstler aufwirft und dass dabei auch das Verhältnis von Körper und Raum zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bei dem Versuch, dieses Geflecht von Verhältnissen, Bezügen, Verweisen und Zusammenhängen zwischen Kunst, Raum und Körper zu entwirren, entwirft Heidegger laut Mitchell eine neue Auffassung des Raumes, die dazu zwingt, auch seinen Bezug zur Kunst und zum Dasein neu zu denken. Gegen die klassische Raumauffassung, die die Definition des Raumes mit den Körpern verbindet, zeigt Mitchell, dass Heidegger den Raum vom Raum und nicht vom Körper her denkt. Auf dieser Weise definiert Heidegger den Raum als Räumen. Dies ermöglicht, „Raum nicht länger abstrakt und homogen, sondern selbst schon sich versammelnd und furchend und ausstreckend und zurückschnappend in Gebiete, Fernen, Richtungen und Schranken“ (58) zu denken. Diese neue Raumauffassung fordert, dass auch das Verhältnis von Dasein und räumendem Raum vom Raum her gedacht wird – und nicht mehr wie in Sein und Zeit vom Dasein her. Aus dieser Perspektive neu gedacht, lässt sich Mitchell zufolge das Verhältnis von Dasein und Raum als ein sich gegenseitiges Durchdringen und Prägen verdeutlichen. (Vgl. 60) Entsprechend heißt In-der-Welt-Sein, dass das Dasein durch die Welt geprägt ist und dass sich die Welt konsequenterweise, wenn auch verdeckt, in jedem Dasein zeigt. Eben dieses unsichtbare Verhältnis des Menschen zur Welt und zugleich die unsichtbare Präsenz der Welt in jedem Menschen werden laut Mitchell von Heidegger in Heiligers Kopf-Werken zum Ausdruck gebracht: „Wenn der Künstler einen Kopf modelliert, so scheint er nur die sichtbaren Oberflächen nachzubilden; in Wahrheit bildet er das eigentlich Unsichtbare, nämlich die Weise, wie dieser Kopf in die Welt blickt, wie er im Offenen des Raumes sich aufhält, darin von Menschen und Dingen angegangen wird.“ (61) In diesem Verhältnis von Welt und Mensch kommt den Begriffen des Zwischen, der Bewegung und der Relationalität in der Argumentation Mitchells besondere Relevanz zu. (Vgl. 63–67) In Anlehnung an den kurzen Dankesbrief, den Heidegger nach einem Besuch des Heiligers Ateliers schrieb, (vgl. 63) und auf Basis einiger Bemerkungen Heiligers, der selbst seine Skulpturen als Kunstwerke in Bewegung bzw. als etwas Offenes, in dem Offenheit waltet und Welt erscheint (vgl. 63), beschreibt, deutet Mitchell die Welt als Zusammengehörigkeit von Menschen und Dingen bzw. als ein geheimnisvolles Dazwischen. (Vgl. 65–66) Dadurch will Mitchell an den Werken Heiligers zeigen, welche Deutung von Welt und Mensch sich aus der Heideggerschen Auffassung des Raumes als Räumen ergibt. Der Versuch Mitchells, diese Idee der Welt als Zwischen und ihre Bedeutung für den Menschen zu verdeutlichen, wird jedoch durch seine literarische Sprache, die das Verständnis erschwert, ausgedrückt: Mitchell schreitet an dieser Stelle seiner Betrachtung durch intuitive Verbindungen zwischen den Sätzen, er bedient sich metaphorischer Bilder, die schnell aufeinanderfolgen und die intuitiv aufeinander verweisen. Der Diskurs scheint existenziell poetische Gedanke hervorrufen und das Terrain des philosophischen Argumentierens bzw. der Kunstkritik verlassen zu wollen. Diese existenzielle Richtung verstärkt sich im nachfolgenden Paragraph ‚Artikulation 2: Verfall und Erosion‘. (Vgl. 67–72) Mitchell betont, dass die Kunstwerke Heiligers, die die Relationalität zwischen Mensch und Welt ausdrücken, „die Tatsache [attestieren], dass Bewegung ein Abnutzen ist“. (67) In diesem Sinne expliziert der Autor weiter, dass „ein Werden hin zu etwas […] ein Werden weg von etwas“ (67) ist. Eben dieses Thema der ‚Distanzierung von etwas‘ wird von Mitchell in seiner Deutung der Werke Heiligers betont, weil er darin den Ausdruck einer grundlegenden Weise des In-der-Welt-Seins sieht. Ausgehend von dieser Deutung der Werke Heiligers bringt Mitchell einen anderen Wesenszug des Verhältnisses von Mensch und Welt zum Ausdruck. Denn die Welt wird nun nicht als etwas verstanden, das den Menschen prägt, sondern als etwas, das uns verbraucht bzw. „erodiert“: (68) Insofern Mensch und Welt sich gegenseitig durchdringen und prägen und sich daher in einer ständigen Bewegung bzw. einem ständigem Werden befinden, das nicht nur ein Werden zu etwas, sondern auch ein ‚Weg von etwas‘ ist, verbraucht die Welt den Menschen. Mit den folgenden Worten drückt Mitchell diesen Gedanken in all seiner Radikalität aus: „Wir sind durch Welt verwittert, erodiert im Zwischen. Unsere Absprache besteht darin, gemeinsam zu erodieren.“ (68) Indem die Skulptur den Menschen in diesem Zwischen hält – so Mitchell weiter – und Verbindung zwischen Mensch und Welt stiftet und daher Mensch und Welt verändert, erweist sich die Skulptur für diesen Erosionsprozess des Menschen als mitverantwortlich. (Vgl. 71)

Bevor Mitchell auf das Verhältnis des Heideggerschen Denken und der Kunst Eduardo Chillidas eingeht – ein Verhältnis, das dem Autor zufolge eine weitere Entwicklung des Verhältnisses von Raum, Körper und Kunst im Denken Heideggers darstellt –, setzt sich Mitchell in einem kurzen Exkurs mit Heideggers Die Herkunft der Kunst und die Bestimmung des Denkens auseinander. (Vgl. 73–81) Mit der Interpretation Mitchells, die ausgehend vom Blick Athenas auf die Steingrenzen (vgl. 77) darauf zielt, die Zusammengehörigkeit von τέχνη und ϕύσις im Denken Heideggers zu begründen, ist die Heidegger-Forschung längst vertraut. „Der Ruf der ϕύσις ist“, schreibt Mitchell, „für die menschlichen Werke also eine Einladung die Welt zu prägen, doch zugleich auch sich selbst von der Welt prägen zu lassen.“ (80) Besonders interessant und originell ist dagegen der Gedanke, dass das Bas-Relief in einer ausgezeichneten Weise diese Zusammengehörigkeit von ϕύσις und τέχνη bzw. von Natürlichem und Künstlichem zum Ausdruck bringt. (Vgl. 80) Diesbezüglich weist Mitchell darauf hin, dass es vielleicht kein Zufall ist, dass die drei Bildhauer, mit denen Heidegger sich auseinandergesetzt hat, im Relief arbeiten. (Vgl. 80)

Im vierten Kapitel seines Werkes stellt Mitchell den letzten Schritt und daher das endgültige Ergebnis der Auseinandersetzung Heideggers mit dem Raum und dem Körper dar, das Heidegger laut Mitchell 1968 anlässlich der Begegnung mit den Kunstwerken Chillidas entwickelt hat. (Vgl. 83–109) Der grundlegende Gedanke dieses Schritts und der Wandel im Verhältnis zur vorherigen Raumkonzeption Heideggers besteht Mitchell zufolge darin, dass, indem Heidegger eine physikalische bzw. metaphysische Auffassung von Raum explizit ablehnt, jeder Unterschied zwischen Kunst und Raum aufgehoben wird. Wenn daher die Werke Barlachs und Heiligers noch von einer Trennung von Raum und Kunst zeugen, die auf unterschiedliche Art und Weise überbrückt wird, konstatiert Heidegger anlässlich der Begegnung mit den Werken Chillidas, dass eine solche Trennung und konsequenterweise eine Überbrückung der Lücke zwischen Kunst und Raum überhaupt nicht denkbar ist. (Vgl. 84–86) Denn Kunst ist keine „Besitzergreifung des Raumes“ (84), sondern sie ist schon immer ein räumender Raum, ein Ort gewordenen Räumens. Diese radikal neue Konzeption des Raumes und seines Verhältnisses zur Kunst bewirkt – so Mitchell – Veränderungen in der Auffassung des Verhältnisses von Raum, Werkzeug und Kunstwerk, von Raum und Menschen, von Raum und Sprache und von Raum und Körper. In Bezug auf das Werkzeug behauptet Mitchell, dass die Funktion des Werkzeugs als Medium zwischen Künstler und Materie in Frage gestellt wird. (Vgl. 91) Denn es gibt keine Leere mehr zwischen den beiden, die durch Werkzeuge gefüllt bzw. überbrückt werden muss. Mitchell verdeutlicht des Weiteren, inwiefern sich auch der Bezug des Daseins zum Raum ändert: Das Dasein verliert sein Privileg als Handelnder, der Räume bildet, stiftet, eröffnet oder ermöglicht. Vielmehr wird das Dasein vom Räumen des Raumes gedacht und ist daher schon dem All des Seienden zugehörig. (Vgl. 100-104) Inwiefern sich auch das Wesen der Sprache in Bezug auf diese neue Raumkonzeption verändert, wird von Mitchell nicht ausführlich erklärt. Er stellt in Heideggers Versuch, den Raum etymologisch zu erhellen, lediglich eine „Betonung der Sprache“ (105) fest. Diesbezüglich sagt er sogar: „‚Kunst und Raum‘ bringt uns dazu, eine Zwiefalt zu denken: dass Raum sprachlich und Sprache räumlich sei.“ (105) Leider erklärt Mitchell nicht, wie genau diese von ihm behauptete Zusammengehörigkeit oder sogar Identität von Raum und Sprache zu verstehen ist. Erklärungsbedürftig bleibt bedauerlicherweise auch die Verbindung, die Mitchell in den letzten Sätzen dieses Abschnittes zwischen Körper, Raum und Wahrheit herstellt. (Vgl. 108–109) Außerdem ist auf eine Irritation zu verweisen, mit der sich der Leser bei der Lektüre dieses Kapitels konfrontiert sieht. Im dritten Teil dieses Kapitels mit der Überschrift ‚Setzen Bringen Zusammenarbeiten‘ (94–99) setzt sich Mitchell mit dem Unterschied zwischen dem ‚sich-ins-Werk-Setzen‘ und dem ‚ins-Werk-Bringen‘ der Wahrheit in der Kunst auseinander. Der Autor macht darauf aufmerksam, dass – wie Heidegger selbst im ‚Zusatz‘ zu Der Ursprung des Kunstwerks bemerkt – in der Entwicklung des Heideggerschen Denkens ein Wandel vom Setzen zum Bringen stattfindet. (Vgl. 94) Dieser Wandel wird jedoch von Mitchell darin identifiziert, dass ‚Setzen‘ ein Moment von Gewalt mit sich bringe, während ‚Bringen‘ etwas Weicheres darstellt, indem es eine Begleitung und nicht eine Gewalt betone. (Vgl. 97) Aus diesem Grund erklärt der Autor: „Die Wahrheit des Werkes erscheint daher in ‚Kunst und Raum‘ weniger insistent als in ‚Der Ursprung des Kunstwerkes‘.“ (97) Dabei übersieht Mitchell aber den bedeutendsten Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken, der darin besteht, dass der erste (sich-ins-Werk-Setzen) reflexiv ist und der zweite (ins-Werk-Bringen) eben nicht. Und dies bewirkt eine grundlegende Veränderung des Verhältnisses von Wahrheit und Kunst und konsequenterweise auch eine Veränderung der Rolle des Künstlers. Denn während die Wahrheit im Kunstwerksaufsatz als die ‚sich-Setzende‘ aktiv im Kunstwerk erscheint bzw. geschieht, gewinnt der Künstler in den späteren Auffassung Heideggers eine viel stärkere Rolle, indem er die Wahrheit ins Werk bringt.

Das abschließende Kapitel fasst die Ergebnisse der vorhergehenden Kapitel zusammen und zeichnet dadurch den Weg, auf welchem Heidegger ausgehend von der Begegnung mit den formlosen Körpern Barlachs über jene mit den Köpfen Heiligers bis zu der Auseinandersetzung mit den Vögeln Chillidas seine Raumauffassung in den 1960er Jahren entworfen hat. Vor dem Hintergrund dieser neuen Raumkonzeption versucht Mitchell auf den letzten zwei Seiten, den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen und sein Verhältnis zu sich selbst, zu den anderen, zu seinem In-der-Welt-Sein und zur Wahrheit neu zu konturieren. Leider zeichnet sich auch dieser Abschnitt durch eine sehr kryptische Sprachverwendung aus. Aufgrund dessen bleibt es schwer nachvollziehbar, inwiefern Mitchell das aus der neuen Raumsauffassung entstandene Verhältnis von Mensch, Plastik und Raum als eine Aufforderung für den Menschen, sein Leben zu ändern, versteht. (Vgl. 114)

Abgesehen von diesen Unklarheiten der Darstellung trägt das Buch zweifellos zur Klärung der in der Heidegger-Forschung tendenziell vernachlässigten Thematik des Raumes bei und ergänzt diese um interessante Überlegungen und Denkanstößen. Denn Mitchell unternimmt in seinem Buch den gewagten Versuch, auf Basis sehr kurzer und zuweilen unsystematischer Texte des späten Heidegger eine systematische Raumkonzeption darzustellen. Es gelingt Mitchell jedoch nicht immer, die Schwierigkeiten zu umgehen, die ein solches Vorhaben unvermeidlich mit sich bringt. An einigen Stellen erweckt der Text den Eindruck, als ob der Autor, indem er in Anlehnung an die Texte Heideggers und mithilfe seiner Begrifflichkeit die Werke der drei Bildhauer deutet, ihnen Inhalte, Bedeutungen oder Verweise zuspricht, die diesen Kunstwerken andernfalls nicht zukommen. Eine andere Schwierigkeit, auf die bereits hingewiesen wurde, ist die Sprachverwendung. Oft wird eine sehr poetische Sprache verwendet: Einige Zusammenhänge und Verweise werden intuitiv aufgebaut und daher bleiben einige Gedanke erklärungsbedürftig. Auf Grund dessen entsteht der Eindruck, als habe sich der Autor nicht immer bemüht, seine Überlegungen zu erklären, und es stattdessen vorgezogen, á la Heidegger mit der Etymologie der Worte zu spielen und seinen Diskurs durch intuitive Verbindungen aufzubauen. Dies macht einige Textpassagen auch für den Heidegger-Kenner sehr schwer verständlich. Ob und inwiefern die Übersetzung Trawnys zu diesen Schwierigkeiten beiträgt, bleibt unklar. Außerdem lassen sich einige Ungenauigkeiten in der Auslegung der Texte Heideggers feststellen.

Trotz dieser kritischen Anmerkungen ist der Versuch Mitchells lesenswert. Denn der Leser erhält durch das Werk nicht nur einen Überblick über die kontinuierliche Entwicklung des Denken Heideggers über den Raum von Sein und Zeit bis zu den späten 1960er Jahren, sondern dem Leser werden darüber hinaus zahlreiche interessante Deutungsperspektiven des Heideggerschen Denkens angeboten, die sich als originell erweisen und über die Betrachtung Mitchells hinaus für eine Auseinandersetzung mit den Themen Raum, Dasein, Welt und selbstverständlich auch Kunst im Rahmen des Spätdenkens Heideggers fruchtbar gemacht werden können.

David Farrell Krell: The Cudgel and the Caress, SUNY Press, 2019

The Cudgel and the Caress: Reflections on Cruelty and Tenderness Book Cover The Cudgel and the Caress: Reflections on Cruelty and Tenderness
SUNY series in Contemporary Continental Philosophy
David Farrell Krell
SUNY Press
2019
Hardback $95.00
340

Jean-Luc Nancy: The Possibility of a World

The Possibility of a World: Conversations with Pierre-Philippe Jandin Book Cover The Possibility of a World: Conversations with Pierre-Philippe Jandin
Jean-Luc Nancy, Pierre-Philippe Jandin, translated by Travis Holloway and Flor Méchain
Fordham University Press
August 8, 2017
Paperback
152

Reviewed by: Nikolaas Deketelaere (Balliol College, University of Oxford)

A reader looking to make their first entry into Jean-Luc Nancy’s work is bound to feel intimidated by the extraordinarily vast and varied nature of this particular French philosopher’s oeuvre. As it spans over dozens of books, hundreds of articles, and engages with almost every major modern thinker, one would be forgiven for feeling somewhat at a loss in deciding where to start. This is why the set-up of the interviews collected in The Possibility of a World is full of promise: guided by Pierre-Philippe Jandin, who shows himself both knowledgeable of how Nancy thinks and skilful in driving the conversation to cover as much ground as possible, Nancy is made to reflect on the entirety of his career in fluent and conversational language: the interviews provide both an accessible articulation of all the major themes of Nancy’s thought, if sometimes only implicitly, for those who are new to it; as well as a valuable insight into how Nancy relates to his own thinking and writing, for those who are already familiar with it. The present translation of these conversations by Travis Holloway and Flor Méchain generally captures Nancy’s playful use of the French language well, adding clarifying footnotes where necessary, and makes for a very fluent read in English that only falters occasionally when confronted with a particular French idiom or colloquialism.

Before delving into the conversations themselves, it is perhaps worth noting that, in my view, Nancy is a philosopher perfectly suited to be approached in this dialogical way: not just because it takes the sharp edges of his sometimes frustrating writing style; but also because the dialogical form – which, as Nancy notes, “has always been associated with philosophy” as the expression of “the free life of thinking” (Nancy 1982, 46-47) – embodies the very logic he wants to describe, namely the infinite circulation of meaning. Even when Nancy writes like any other philosopher would, he always does so under the guise of an engagement with someone else’s thinking: his own thinking exists in a dialogical interaction with that of others, to the point that it becomes hard to discern which ideas belong to which conversation partner, and that is exactly the point. Thus, in reading Nancy, we are always reminded of one fact: “without dialogue, no thinking, and no philosophy” (Nancy 1975, 330). In the case of the present text, we have the interesting opportunity to witness how, as prompted by Jandin, Nancy engages with himself, dialogues himself.

The first section of the book is dedicated to Nancy’s “formative years.” What the reader will not find here is a description of how Nancy sees the development of his own thinking throughout his life, for, as he admits elsewhere, he is “not somebody who is very self-aware, I don’t really have much of a conception of my own historical trajectory” (Nancy 2003, 45). What he does do in this section, however, is discuss the various “moments”, both anecdotal and more substantive, that would later prove important for his intellectual development. These anecdotes are really quite delightful. There is, for example, the very early memory of walking past a fence that “had these elaborate patterns.” Already betraying a theoretical orientation at that very young age, Nancy relates how he would “get lost in speculations about the necessity or non-necessity of all these adornments” (2). Then there is the story of his discovery of Heidegger: apparently the reason Nancy first engaged seriously with Heidegger was to play a trick on François Warin, by writing a text on Comte in a parody of Heidegger’s style that managed to convince Warin that it was actually penned by Heidegger himself (17-18).

One of the more informative moments he relates is his reading of the Bible together with the Young Christian Students when he was a teenager: for Nancy, this was “the beginning of a relationship with texts as an inexhaustible resource of meaning or sense (sens).” What he learned there was above all that “One has to interpret a text and this interpretation is infinite” (7). This can still be seen in what we could call the hermeneutic logic that governs all of Nancy’s writing and sits alongside a critique of the specific hermeneutics formulated by Ricoeur and Gadamer. This interest in the texts of Christianity, however, soon became detached from a “properly religious relationship” (8). It is this religious orientation, together with a taste for social and political activism, which he sees as “the initial ferment of my intellectual formation” (8). Nancy then goes on to discuss his initial discovery of Derrida, who he saw at the time as ushering in a profound intellectual upheaval (14, 22). Finally, it is worth mentioning how he looks back on his early work on Kant, undertaken when he was preparing to take the agrégation, for it sets the stage quite well for how he would later develop his own thinking: “What Kant taught us is that (…) pure reason is practical in itself.” Hence, he continues, “in our desire for the unconditioned, in our desire for sense, we’re practical, we act in the world, and so, a priori sensibility (…) is praxis. In every case, I am in action” (19). It is this notion of the sense of the world consisting in our action within it that sets Nancy up to articulate the idea that is at the core of, and indeed guides, his entire philosophy: “Images of the world must be substituted for a dwelling (habitation), a life of the world, in the world. (…) The world is a possibility of sense or meaning’s circulation and we have to make a world, to remake a world” (26).

This allows for a seamless transition to the second section of the book, which deals with Nancy’s understanding of world. Indeed, one of the strengths of these interviews is that they show very clearly how all of Nancy’s thinking hangs together quite closely. Regarding the world, he again takes up his starting point as it is formulated elsewhere (see Nancy 1997, 4): declaring that “There’s no longer a cosmos, there’s no longer a mundus” (38), by which he means that the world no longer appears to us as a coherent totality that is unified by some kind of inherent order. The world that we are to think “no longer has a sense, but it is sense” (Nancy 1997, 8), exists in a circulation of meaning. This leads him to formulate his relational ontology, where the meaning that is the world exists in what happens between entities, in how they relate to one another. It is this question of relation, central as it is to Nancy’s thinking, that he sees as never having received serious philosophical attention (48). Nevertheless, “What is the world,” he wonders, “if not precisely the possibility of the ‘between’?” (47). For, if meaning is not inherent to any single entity, it can only exist in how that entity relates to other entities. In that sense, it is the between, not the self-enclosed singularity of an entity, that comes first. It is only because of “the relation between the two, that is, the ‘between’ the two, which relates the one to the other and separates it from the other at the same time” (47), that something can be anything at all: thing A can only be thing A because it is separate from thing B, because it is-not thing B; because of a separation that constitutes thing A as thing A. It is only because of this between that there can be something, or rather, some things. Being, for Nancy, even when it is singular, is always plural. Indeed, it is only within plurality that there can be singularity. The world is then the totality of sense or meaning that is created by the constellation of different entities in their relation to one another (133). Nancy has coined the term transimmanence to describe the nature of the meaning constituted in this way: neither fully immanent, nor transcendent; but an immanence pointing outside of itself to the between that would be collapsed by full immanence (93).

Ultimately, this thinking of the between is a critique of self-sufficiency: the self does not constitute itself, but must go outside of itself in order to find itself. This opens up an entry into Nancy’s social and political thought, for this impossibility of self-sufficiency “is true for both the collective and the individual,” he notes, “the idea of ‘community’ quite clearly implies (through communitarianisms) the danger of shutting oneself off in self-sufficiency” (49). Indeed, the subsequent three sections deal mostly with Nancy’s handling of questions concerning community and politics. Political questions are essential for Nancy, as long as this is understood in a broad and nuanced way: for him, the French word politique means both “the organization of common existence (…), conjoining antagonistic interests,” as well as expressing “a sense or truth about this existence” (94), and as such has clear ontological significance. Most of the discussion revolves around Nancy’s (relatively) recent engagement with questions concerning identity in relation to the notion of the people, formulated polemically in reaction to the French government’s attempt to have a debate on national identity in 2009. Just like the world no longer has meaning, but is meaning; so too, the people no longer have an identity, but are an identity (Nancy 2015, 29-32). That is to say, their identity is not inherent but exists in their action within the world, their life of the world in the world: the people in themselves are not sufficient for the constitution of their own identity. Hence, speaking of the people always risks understanding this plurality inauthentically as absolute, coherent, self-sufficient singularity: “What allows one to make sense out of numerousness is the people,” Nancy says, “which gets expressed in forms that themselves are no longer numerousness, but suggest a ‘substantial’ unity (‘one’ people, ‘one’ nation)” (73-74).

The sixth section deals with Nancy’s understanding of religion, Christianity in particular. For Nancy, “in the depths of Christianity, there is something like the germ of the disappearance of the sacred” (99). What this means is that Christianity is the religion through which the West is able to leave the religious modality of thought behind. It is the religion that allows the West to emerge from its metaphysical closure, which Christianity is nevertheless at the same time also responsible for. Nancy traces this historical development in his two volumes on what he calls the deconstruction of Christianity (Nancy 2008; 2012). In doing so, he takes up various Christian concepts – God, creation, grace, etc. – and uses them to think atheologically: not necessarily against theology, but in any case against onto-theological metaphysics; in order to put on display how Christianity and the West are opening themselves up from their metaphysical closure. In doing so, these concepts come to describe the way in which we inhabit the world, our dwelling in the world: for example, “creation is the world existing,” Nancy says. “In another sense,” he continues, “one could say that within this lies an opportunity to recover the possibility of admiring, of adoring that the world exists, and the fact that I exist, that you exist” (102). That is to say, these concepts not only function within the (a)theological register, but also take on a much broader existential and ontological meaning.

In the same way, Nancy can be seen to charge the notion of art with ontological and existential significance in the seventh section of the book. There he explains how, given that we no longer live in a cosmos, a world that is unified in its display of a certain inherent order, art is in crisis: what is its role if it can no longer represent this order now that it has collapsed? Let me quote Nancy at length here: “It’s like another creation, a recreation of the world and when there isn’t actually a creator or organizer of the entire world anymore, then this gesture becomes detached for itself, but this gesture has always been the gesture of art, of opening the possibility of an ordering. And I think that one can say that the human being is the one who has to bring out a world, both as a form and as sense, or as language” (106-107). Here Nancy is first of all saying that when art is without ground it fulfils a truly ontological role: in the absence of an order or truth preordained by a creator, art is no longer in the business of merely representing this truth; rather, it performs the gesture of the opening of the possibility of an order, expresses the movement in which the possibility of a world exists, by exposing the void at its origin as “the complete absence of beauty, that is, what points out or indicates beauty” (105). Art exposes what Nancy calls the patency, the opening or the transimmanence of the world: that the world is possible even in the absence of a unifying cosmic order, for it is patently already there in our engagement with it. Art exposes that the world is possible, that the world straightforwardly or manifestly makes sense to us, without the need for a unifying and ordering cosmology or metaphysics. As such art is, as Nancy puts it, “the presentation of presentation” (Nancy 1996, 34), of the infinite circulation of sense that is the world. All we need to do is greet the world in its thereness. Art thus embodies the very gesture of the world as it is constantly coming to be in our engagement with it, in our dwelling within it. When Nancy then says that human beings bring out a world, he means that “the human being is both the expression of the world and the world’s expression,” that is to say that it “is the inhabitant of the world, but at the same time, it transforms the world deeply through its technē, its technology, what in Latin gets translated as ars, its art” (115).

The discussion on art, the presentation of presentation, makes for a smooth transition to the final two sections of the book, dealing with presence and joy. Nancy here reprises, albeit in a more metaphysical way, the analysis of presence that he already formulated in his essay on sleep (see Nancy 2009). According to him, there is never full presence, indeed absence is at the heart of presence: just like the self needs to go outside of it itself in order to find itself; so too he understands presence generally as the continual arrival, or birth, of non-being into being. Here Nancy makes this clear by talking about how when we fall asleep, we at the same time descend into nothingness as well as fall into ourselves and the world. “Every morning,” he says, “one comes back to the world after being truly absent during sleep, which is connected to this poor, physiological, biological truth: Without sleep, one can’t live for long” (121). Though this does not come through particularly clearly in these interviews, for Nancy joy (jouissance) is the moment or experience of being on the limit shared between those two opposites – being and non-being, inside and outside, presence and absence, etc. – through which meaning comes-to-be as the sense that is-about-to-be, to come, through one’s being-outside-of-oneself. “Joy, jouissance, to come,” Nancy says, “have the sense of birth: the sense of the inexhaustible imminence of sense” (Nancy 1993, 5). As such, joy is the experience of ek-sistence as it “strives toward (…) the world and Being-in-the-world, that is, toward the possibility of making sense” (133). Knowing that these interviews were conducted in 2013, Nancy’s thinking of joy here seems to anticipate the conversations with Adèle Van Reeth he would have on the subject not long after, conversations that were published in 2014 under the title La jouissance and translated into English in 2016 as Coming (Nancy & Van Reeth 2014; 2016). It is perhaps unfortunate that the translators do not make a note of this, as one of the strengths of this book is that otherwise, whenever a particular aspect of Nancy’s work is broached in the interview, it comes with a series of useful footnotes that direct the reader to the relevant texts by Nancy or indeed his interlocutors.

Finally, it is worth pointing out that some of the most interesting reflections Nancy articulates over the course of these interviews are often the result of him briefly going off on a tangent. For example, he perhaps shows himself the present-day Kierkegaard or Nietzsche – albeit with a decidedly less capricious personality – when he recounts how he envies the painter and the writer of literature and poetry, since their mode of expressing themselves might be more suited to what Nancy is trying to do. The relationship between philosophy and literature has been a central topic of Nancy’s thinking since the start of his career, and indeed continues to be to this day: “I have the feeling that my philosophical texts aren’t philosophical enough,” he says, “that they need to be more philosophical, but in order to be so, they need to no longer be philosophical, but something else” (23). Hence, Jandin describes Nancy’s writing strategy very accurately by saying that we “aren’t in the coincidentia oppositorum, nor are we in a dialectical logic; we are trying to go ‘between’” (124). The possibility of a world rests entirely on this notion of the between that is explored by Nancy’s writing. Therefore, Nancy’s writing itself must be understood as similarly structured as the world it is trying to shine a light on, to uncover, to stage; a world that is “centrifugal, erratic, open” (134).

References

Jean-Luc Nancy, ‘“Our World” an interview’, trans. by Emma Campbell in Angelaki: Journal of the Theoretical Humanities, 8:2 (August 2003), 43-54.

Jean-Luc Nancy, Le partage des voix (Paris: Galilée, 1982).

Jean-Luc Nancy, ‘Le ventriloque (À mon père, X.)’ in Mimesis: Des articulations (Paris: Flammarion, 1975), 271-338.

Jean-Luc Nancy, The Sense of the World, trans. by Jeffrey S. Librett (Minneapolis: University of Minnesota Press, 1997).

Jean-Luc Nancy, Identity: Fragments, Frankness, trans. by François Raffoul (New York: Fordham University Press, 2014).

Jean-Luc Nancy, Adoration: The Deconstruction of Christianity II, trans. by John McKeane (New York: Fordham University Press, 2012).

Jean-Luc Nancy, Dis-enclosure: The Deconstruction of Christianity, trans. by Bettina Bergo, Gabriel Malenfant and Michael B. Smith (New York: Fordham University Press, 2008).

Jean-Luc Nancy, The Muses, trans. by Peggy Kamuf (Stanford: Stanford University Press, 1996).

Jean-Luc Nancy, The Fall of Sleep, trans. by Charlotte Mandell (New York: Fordham University Press, 2009).

Jean-Luc Nancy & Adèle van Reeth, La jouissance: Questions de caractère (Paris: Plon/France Culture, 2014).

Jean-Luc Nancy & Adèle van Reeth, Coming, trans. by Charlotte Mandell (New York: Fordham University Press, 2016).

Jean-Luc Nancy, The Birth to Presence, trans. by Brian Holmes et al. (Stanford: Stanford University Press, 1993).