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(1972) Soziologie und Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Der Beitrag von Barrington Moore Jr. zur Soziologisch Orientierten Sozialgeschichte

Harald Mey

pp. 473-490

Barrington Moores Werk stieß unter Fachkollegen in den USA auf begeisterte Zustimmung oder erbitterte Ablehnung. Diese Intensität der Diskussion erscheint dem europäischen Soziologen, für den Moore in einer angesehenen wissenschaftlichen Tradition historischer Soziologen steht, auf den ersten Blick rätselhaft. Er wird hier auf dramatische Weise gewahr, wie sehr soziale und politische Erklärung und Interpretation historischer Tatbestände das gegenwärtige Selbstverständnis von Menschen berühren können. Die Erinnerung an historische Klassenkämpfe und Konflikte auch in den angelsächsischen Ländern — wie überhaupt die Abwägung revolutionärer und legaler Gewalt — mußte bei einer Generation von Wissenschaftlern Widerspruch hervorrufen, deren Selbstverständnis auf der Überzeugung beruht, Marx zum alten Eisen gelegt und die moralische Überlegenheit der westlichen Zivilisation nachgewiesen zu haben. Dazu kam vermutlich verschärfend noch der Zeitpunkt der Veröffentlichung, zu dem das bestehende Wertsystem auch der USA von sozialen Unruhen derart infrage gestellt wurde, daß Soziologen, Psychologen und Politologen, die auf Einsichten von Marx aufbauten, von harmlosen Außenseitern zum nationalen Ärgernis geworden waren. Anders läßt sich die scharfe Kritik kaum erklären, mit der etwa Stanley Rothman auf Moores »Soziale Ursprünge von Diktatur und Demokratie« — ein Werk, das viel eher mit dem Max Webers, Otto Hintzes oder Josef Schumpeters zu vergleichen ist als etwa mit Aussagen des zeitgenössischen orthodoxen Marxismus oder Herbert Marcuses — reagierte 1.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-83551-2_19

Full citation:

Mey, H. (1972)., Der Beitrag von Barrington Moore Jr. zur Soziologisch Orientierten Sozialgeschichte, in P. C. Ludz (Hrsg.), Soziologie und Sozialgeschichte, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 473-490.

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