Repository | Book | Chapter

221599

(2010) Interventionskultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Durch das Ende der Blockkonfrontation hat die etwas diffuse internationale Gemeinschaft eine größere Handlungsfreiheit erhalten. Einerseits wenden die Akteure der internationalen Politik häufiger militärische Gewalt an, um lokale Konflikte zu entschärfen oder zu beenden. Andererseits endet heute der Handlungsauftrag der internationalen Gemeinschaft nicht mehr damit, dass in der Konfliktregion ein Waffenstillstand herbeigeführt und durchgesetzt wird. Vielmehr soll das Einmischen der internationalen Akteure die sozialen und politischen Strukturen am Ort des Einsatzes derart verändern, dass nicht erneut Gewalt ausbricht. Kurzum: Vor 1989 sollten Konflikte solange eingefroren werden, bis sich die streitenden Parteien einigten, nach 1989 soll nicht nur der Konflikt beendet, sondern auch gleich die Streitenden ausgetauscht werden. Statt um Peace-Keeping und Peace- Enforcement geht es heute um multidimensionales Peace-Building, um State- und Nation-Building: Neue Staaten mit neuen Formen der sozialen Organisation sollen an Stelle der alten treten, weil angenommen wird, dass diese alten Formen derart mangelhaft waren, dass sie aus sich heraus Konflikte und Leid hervorbringen.1 Dass diese neuen Ordnungsmuster zumindest dem Anspruch nach dem westlichen Vorbild folgen, entspricht den bisherigen Erfahrungen mit erzwungener oder freiwilliger Globalisierung (Meyer, 2005; s. auch Conrad Schetters Beitrag im vorliegenden Band) und sollte deswegen nicht überraschen.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-531-92219-5_1

Full citation:

Daxner, M. , Free, J. , Bonacker, T. , Zürcher, C. (2010)., Einleitung, in T. Bonacker, M. Daxner, J. Free & C. Zürcher (Hrsg.), Interventionskultur, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 7-17.

This document is unfortunately not available for download at the moment.